22.01.2020

Briefe schreiben ist ihr Hobby

Renate Großklos pflegt schon ihr ganzes Leben Brieffreundschaften und verbringt wöchentlich mehrere Stunden mit Schreiben
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Was sie erlebt, was sie bewegt, womit sie sich beschäftigt – all das schreibt Renate Großklos auf. Die 69-jährige Bewohnerin des SeniorenWohnen St. Anna Sulzbach hat ein ganz besonderes Hobby: Sie pflegt Brieffreundschaften. Mehrere Male in der Woche setzt sie sich stundenlang an ihren kleinen Schreibtisch und schreibt Briefe. An Menschen, die sie größtenteils noch nie zuvor getroffen hat. „Schon als Kind hatte ich Brieffreundinnen“, erzählt sie und erinnert sich zurück an zum Teil ungewöhnliche Möglichkeiten der Kontaktaufnahme: „Wir haben beispielsweise beim Wandertag im Zoo kleine Zettelchen mit unseren Adressen fallen lassen und dann hat die jemand gefunden und darauf geantwortet. Als man älter wurde und geheiratet hat, hat sich das dann natürlich verlaufen.“


Nach dem frühen Tod ihres Mannes vor über 30 Jahren fing sie wieder mit dem Schreiben an – und ist seitdem dabei geblieben. Einer Dame schreibt sie schon seit über 20 Jahren. Eine Dame lebt in Italien, drei in Österreich, der Rest in Deutschland. Drei heißen Renate – wie sie selbst. „Wir schreiben über alles Mögliche, über jetzt und früher, was einem einfällt und was man so erlebt. Dann werden Erinnerungen wach an früher, als man regelmäßig tanzen ging und auf Schlager-Partys war.“


Aus manchen Briefbekanntschaften werden tiefgreifende langelange Freundschaften. Ihre Freundin Rita aus der Nähe von Mannheim hat sie sogar jährlich besucht. „Vor vier Jahren ist sie dann gestorben. Das war schlimm für mich.“ Insgesamt hat sie schon über zehn Freundinnen durch den Tod verloren. „Oft kriege ich es natürlich erst viel später mit. Dann schreiben mir die Männer oder andere Familienmitglieder. Aber wenn die Person alleinstehend war, kann es auch passieren, dass ich auf mehrere Briefe keine Antwort bekomme und dann irgendwann eine Nachricht von der Post erhalte, dass der Brief unzustellbar und die Person verstorben ist.“


Im November schaltete die gebürtige Quierschiederin eine Anzeige in ihrer Lieblings-Zeitschrift „Frau mit Herz“, um neue Brieffreundschaften zu suchen. Innerhalb kürzester Zeit erhielt sie über 30 Zuschriften. „Um einen besseren Überblick zu bekommen, habe ich Steckbriefe angelegt um zu schauen, wer am besten zu mir passt. Das ist oft nur so ein Gefühl. Oder man hat gemeinsame Hobbys wie Tiere oder Musik.“ Insgesamt hat sie sieben Personen ausgesucht, mit denen sie seitdem in regelmäßigem Austausch ist. Inzwischen hebt Renate Großklos längst nicht mehr alle Briefe auf, aber die neuesten bewahrt sie in einer Schublade ihres Schreibtisches. Sie sind größtenteils liebevoll gestaltet, bemalt und beklebt. Oft liegen Karten oder Fotos bei. Manchmal bekommt sie auch Briefreundschaften vermittelt oder, so erklärt sie, man lässt so genannte Freundschaftsheftchen rumgehen, in die jeder seine Adresse schreibt und sie dann weiterschickt: „Das ist eine richtige Gemeinschaft.“


Renate Großklos lebt seit August im SeniorenWohnen St. Anna Sulzbach. Nach einer schweren Lungenentzündung ist die Rentnerin auf den Rollstuhl angewiesen und wird kontinuierlich mit einer Sauerstoffflasche versorgt. Diese veränderte Lebenssituation, der plötzliche Umzug und der Wechsel des gewohnten Umfelds brachten natürlich viel Gesprächsbedarf mit sich. Oder – wie im Falle von Renate Großklos – Schreibbedarf. „Beim Schreiben habe ich mehr Ruhe als beispielsweise beim Telefonieren. Das liegt mir einfach mehr. Und seit ich nicht mehr zuhause leben kann und nicht mehr so viel rauskomme und unterwegs bin wie früher, sind mir meine Briefreundschaften noch wichtiger.“

 

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